Mythor - 140 - Am Anfang war das Chaos by Kneifel Hans

Mythor - 140 - Am Anfang war das Chaos by Kneifel Hans

Autor:Kneifel Hans
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-10-17T04:00:00+00:00


4.

Für Ilfa war es, als würde der Wolf der Führer durch ein seltsames Labyrinth voller Wunder sein.

Die Hand lag am Griff des Schwertes, das wieder in der Scheide am rechten Oberschenkel steckte. Dort, wo sich die Finger krümmten, befand sich der kantige Schädel des riesigen Tieres. Der Wolf hechelte fast lautlos. Sein Körper drückte Kraft und Schnelligkeit aus, und die grüngoldenen Augen schienen verwirrende Geheimnisse zu kennen.

»Wohin bringst du mich?« fragte Ilfa. Der Wolf heulte nicht, knurrte nicht und lief im Rhythmus der Schritte.

Zuerst, als Ilfa den Wolf gesehen hatte, waren die Bewegungen seines Raubtierschädels fast ein Befehl gewesen. Ilfa hatte folgen müssen. Für Ilfa war der Wolf kein Freund; seine Augen bewiesen es.

Sie waren in den Tunnel eingedrungen, und Ilfa hatte es gewagt, das Nackenfell des Tieres zu packen. Der Wolf hatte auffordernd geheult. Er zog Ilfa mit sich irgendwohin jenseits des zweiten Portals, ohne daß wieder durch alle Empfindungen und Gedanken jene Schreckensbilder und der Lärm tobten. Oder war es eine andere Pforte gewesen, ein anderer Weg?

Vor Ilfa endeten die Gewächse.

Eine Mauer befand sich hier, zusammengefügt aus kantigen Quadern, deren Fugen unregelmäßig waren. Ein Beben hatte die schweren Steine verschoben und verkantet. Ilfa streckte den linken Arm aus und stützte sich gegen das Gemäuer ab. Die Hand glitt durch die Wand!

»Nein! Wie durch Luft… oder Wasser«, staunte Ilfa und machte einen zweiten Schritt. Die Knie, der Schwertarm, dann das rechte Bein. Ilfa glitt durch die nur scheinbar feste Mauer und betrat einen anderen Teil dieser geheimnisvollen Ruinen.

»Ein Garten.«

Zweifellos unterschied sich dieser Hof, von vier Mauern umgeben, von allen anderen Teilen der Ruinen. Kopfschüttelnd betrachtete Ilfa die neue Umgebung. Es war hier ein wenig heller, und es gab keinen Gestank nach faulenden Blättern und moderndem Holz.

Seltsame Düfte, schwüle Gerüche und ein warmer Windstoß kreiselten zwischen den bogenverzierten Mauern. Hoch über Ilfas Kopf ragte aus der Wand eine Kanzel, deren Steine und Säulen zierlich aussahen und mit steinernen Ranken und Löchern verziert waren. Die seltsamen Düfte machten Ilfa schwindeln. Der Eindringling löste sich aus der ersten Erstarrung und erkannte in der Mitte des Gartens eine Kuppel aus Stein, über dem Schuppen aus grünlichem und silbern blinkendem Metall lagen. Auch diese Kuppel war an den Rändern von Ranken und Blüten überwuchert. Ilfa ging weiter und fand zwischen Sträuchern, unbekannten kleinen Bäumen und Hecken aus verschiedenfarbigen Blättern einen Weg, der nach wenigen Speerlängen immer wieder an Teilen des Gartens endete. Einmal bewegte sich Ilfa nach rechts, das nächstemal in die andere Richtung, dann wieder geradeaus. Die betörenden, einschmeichelnden Gerüche verwirrten den Fremden, aber der Eindringling blieb zielbewußt.

»Wolf?« rief Ilfa und blieb wieder stehen. Langsam glitt das Schwert aus der Scheide. Die Enden der Pfeile verhakten sich in einer handgroßen Blüte, und Ilfa meinte zuerst erschrocken, jemand würde von hinten, aus dem Schutz der weichen, riechenden Pflanzen angreifen.

Das Tier, das Ilfa hierher gebracht hatte, versteckte sich. Der Wolf schien sich wieder einmal in Luft aufgelöst zu haben.

Ilfa hob das Schwert, sicherte nach allen Seiten und näherte sich weiter auf dem Zickzackweg der seltsamen Kuppel.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.